Liebe Cousine!
Heute ist Papas Geburtstag, war Vormittag in der Kirche, wurde sehr schön
gepredigt, Onkel W. Penner und Missionar Rudolf Bohn hielten die Rede. Der
Herr hat wieder eine Seele aus unserer Mitte Heim gerufen, nämlich Onkel
Peter Janzen vorgestern, den 28ten 1 Uhr Nachmittag starb er.
Geliebte Kinder!
Ich schlug mir einen Psalm auf und traf auch diesen, wo es heißt – Bewahre
mich Gott, denn ich traue auf dich! Ja, der ist so recht auch für mich gestimmt,
aber derselbe kann auch euch gelten, denn, wenn uns der Herr nicht bewahren
sollte, in allem unserem Tun, was würde und könnte uns alles widerfahren
Es handelt sich um die Lebenserinnerungen meines Onkels Jakob Martens, der als russlanddeutscher Mennonit in der Ukraine geboren die unsicheren Zeiten von zwei Weltkriegen, Revolution und Bürgerkrieg erlebt, fünf Jahre im Gulag der Sowjetunion verbracht und schließlich in Paraguay eine neue Heimat gefunden hat.
Als wacher Beobachter des Geschehens und Tagebuchschreiber stellen die Aufzeichnungen von Jakob Martens neben der Erlebnisschilderung einen, wie ich meine, wertvollen Zeitzeugenbericht dar.
Die geschilderten Ereignisse haben das Leben meiner Vorfahren stark geprägt, sie zu Flüchtlingen und Migranten bis nach Südamerika gemacht.
"Die Geschichte der Mennoniten war seit ihrer Entstehung im 16. Jahrhundert bis heute von Wanderungen geprägt, denn bereits in den ersten Jahrzehnten wanderten viele nach Preußisch-Polen und später nach Ostpreußen in das sogenannte Weichselmündungsgebiet aus." Masterarbeit von Abraham Friedrichsen an der Universität Siegen.
Herzinnig geliebte Anna!
Ich schicke dir hier deine Strümpfe und Hänschen sein Gürtel, ich wollte ihn
auswaschen und hatte heute eine Wäsche vor. Wie ich ihn waschen wollte,
konnte ich ihn nicht finden, du musst es mir nun zugute habe.
Lieber Johannes!
In Beantwortung deiner Briefe vom 7ten an mich und 8ten an Vetter Quiring,
die mit voriger Post hier anlangten, beeile ich mich dir zu berichten, dass
deinem Wünsche gewillfahrt werden soll.
Lieber Bruder Johannes!
Schon vor geraumer Zeit erhielt ich dein liebes Schreiben und von der Antwort
wurde bis heute nichts.
Ich will nicht nach äußeren Ursachen suchen, um mein Schweigen zu
entschuldigen.
Geliebte Schwägerin!
Schon recht lange ist es her, seit ich deinen letzten Zeichen erhielt und hatte
wohl schon längst darauf antworteten sollen, doch eh man sich versieht, ist
eine Zeit dahingeschwunden, man weiß kaum wo sie geblieben, dazu hat man
ja auch immer seine täglichen Arbeiten.
Lieber Bruder und Schwägerin
Endlich kommen wir auch dazu, euch, wenn auch nur bildlich, einen Besuch
abzustatten. Wir, d.h. ich und Anna, ließen uns in Saratow abnehmen, wohin
wir mit den vier ältesten Kindern zur Ausstellung gefahren waren, die Kinder
dagegen sind bei uns im Garten photographiert worden.
Lieber Vetter und Schwägerin!
Am 24. des Monats kehrte ich gesund und wohl behalten aus der Molotschnaer
Bruderkonferenz nach Hause. Ich hatte diese Gelegenheit wahrgenommen, um
mich mit meinen Söhnen dort zu sehen und zu sprechen.
Artikel: Avgustinovich Ed. Über Dörfer und Kolonien in Novorussia. Proceedings of the Imperial Free Economic Society. Band drei, Ausgabe zwei Oktober. 1882 Auszug über die deutschen Kolonien.
Lieber Onkel und Tante!
Gottes Beistand und Segen für euch zuvor von uns gewünscht. Nun liebe Tante
Anna, heute feierst du deinen 52. Jahrestag und sicher hat dich auch schon
manch Sturm durchweht.
Artikel: Wiebe F. Skizzen über die Wirtschaft im Allgemeinen und den Hausbau im Besonderen bei den Molotschna Mennoniten. // Proceedings of the Imperial Free Economic Society, Vol. 3, No. 9.…
Herzlich geliebte Kinder!
Mein lieber Sohn! Da auch du wieder ein neues Lebensjahr antrittst, kann ich
nicht unterlassen dir nochmals des Herrn Segen und Gesundheit zu erbitten. Ja,
Er wolle zu eurem und eurer Kinder Wohl euch noch recht lange erhalten,
wenn es sein gnädiger Wille ist, auch geben, dass ihr eurer vollständiges
Durchkommen hier im Zeitlaufe haben möget!
Lieber Bruder und Schwägerin!
Wieder einmal muss ich der traurigen Pflicht Genüge tun, euch von dem Tode
eines unserer Kinder in Kenntnis zu setzen.
Gestern, am 10/22ten Juli, 1 Uhr morgens starb unser jüngstes Söhnchen
Johannes, von dessen Geburt ich euch seinerzeit (am 13ten März) brieflich in
Kenntnis setzte.
Lieber Bruder und Schwägerin!
Der Gott des Friedens erhalte euch das euch geschenkte beste Teil, denn deine
Briefe, lieber Bruder, bezeugen es, dass euch die große Gnade zu Teil geworden
ist, alles andere gering zu schätzen gegen dem Innewohnen des Herrn in euren
Herzen, er schenke euch aber auch das zur Pilgerreise nötige irdische, damit
auch ihr, wenn der Herr euch fragen sollte: „Habt ihr auch je Mangel gehabt?“
Geliebte Kinder!
Es nahen sich eure Geburtstage und da der Allmächtige himmlische Vater mir
[mich] noch immer bis zur jetzigen Stunde durch unsern Herrn Jesum Christum
erhalten hat, kann ich nicht unterlassen Ihn, wenn es sein gnädiger Wille ist,
dass ihr diese geringen Zeilen in Hände bekommen sollt, was ich doch hoffe,
um seinen reichlichen Segen für euch samt den lieben Kindern zu erbitten
Lieber Johannes und Anna!
Zunächst, lieber Johannes, muss ich meinen besten Dank für die
Geburtstagsgratulation und die übersandte Broschüre sagen. Das herrliche
Geheimnis sollte uns kein Geheimnis mehr sein, sondern als Kraft aus Gottes
Kraft in unser eigen Fleisch und Blut übergegangen sein, so dass wir mit
Wahrheit sagen können: „Unser Wandel ist im Himmel!“
Meine geliebte Geschwister!
Da wir Samstag gedachten in unserem neuen Heim euch und unsre Freunde zu
empfangen, so muss ich berichten, dass es noch auf 8 Tage hinaus geschoben,
es fehlt nur eine ganze Kleinigkeit noch, aber es muss doch gemacht werden
Lieber Johannes!
Heute ist Dienstag und Sonnabend. Vor 8 Tagen bekam ich dein liebes
Schreiben. Ich war schon etwas besorgt, ob bei euch etwas könnte vorgefallen
sein und jetzt freut es mich.
Handschriftliche Notizen aus der Sammlung von Martin Neufeld, erhalten von Maria Klassen. Abgeschrieben und übersetzt, GMOL Nummern hinzugefügt von Peter Franz. Erinnerungen_von_Katharina_Neufeld-1Herunterladen Из-воспоминаний-Ек.-М_entziffertHerunterladen DobrowkaHerunterladen
Liebe Anna!
Da ich immer glaubte, dass wir bald einmal hinkommen würden, unterließ ich
das Schreiben, denn mündlich geht es doch viel besser. Wenn es auch bald
geht, muss ich doch erst anfragen, wie es dort mit den Pocken steht. Für die
Justine wird es uns doch immer zu kalt sein, und wir, glaube ich, dürfen keine
Ansteckung fürchten, doch schreibe was du glaubst.
Handschriftliche Notizen aus der Sammlung von Martin Neufeld, erhalten von Maria Klassen. Abgeschrieben und übersetzt, GMOL Nummern hinzugefügt von Peter Franz. Mobilisation in die Trudarmee (Arbeitsarmee) Nr. Nachname Vorname Vatername…
Lieber Bruder Johannes!
Gottes Gnade und Segen wünsche ich dir, deiner Frau und Kindern. Wie Er es
euch bisher an geistlichen Gütern nicht fehlen lässt, so wolle Er auch eure Lage
im irdischen erleichtern und bessern. Ja, lieber Bruder! Kreuz gibt überall und
viel, das hat jeder in seinem Teile zu erfahren.