Chortitza
Mennonitische Geschichte und Ahnenforschung
Alte Briefe Am Trakt – Aulie-Ata – USA – Brief aus Romanowka, Nr. 1 S. 001 – 003
Alte Briefe Am Trakt – Aulie-Ata – USA – Brief aus Romanowka, Nr. 1 S. 001 – 003
Abgeschrieben von Elena Klassen; nachbearbeitet und korrigiert von Willi Frese, Willi Risto und Alexander Wiens
Am Trakt – Aulie-Ata – USA Briefe; Hinweis von Irene Plett. Die Veröffentlichung erfolgt mit freundlicher Genehmigung von The Mennonite Library und Archiv (MLA) in Kansas, USA. Das MLA hat im Bestand alte Briefe aus dem Nachlass der Familie Bartsch.
Link zu MLA Briefe: Am Trakt – Aulie-Ata
Die in dem Link angezeigten Briefe wurden vom Trakt nach Aulie-Ata, Turkestan (Romanowka, Köppental, Hohendorf, Gnadenthal) und umgekehrt, unterwegs im Großem Trek (Serabulak), oder aus Aulie – Ata nach Amerika verschickt. Da in vielen Briefen kein Datum steht, ist die Reihenfolge der veröffentlichen Briefen falsch.
Die Briefe stammen aus der Zeit 1882 – 1896 (erster Teil, es folgen noch zwei Teile). Die sind in altdeutscher Schrift verfasst. Je nach Zeit und Möglichkeit, werden wir die transkribieren und veröffentlichen.
Wir versuchen die Briefe originalgetreu abzuschreiben, doch es gibt einzelne Wörter, die man nicht eindeutig erkennen kann. Entweder sind es Gegenstände, die uns nicht bekannt sind, oder Regionalwörter. Nach Möglichkeit sind auch Grandma Nr. und weitere Kommentare eingefügt.
Die Briefe selber sind im Link nicht nummeriert, so haben wir eine eigene Nummerierung für jeden Brief eingefügt und für jede Seite wurde die Nummerierung aus dem Web (s. im Link ganz oben rechts) übernommen.
Romanowka, den 5. Mai, S. 001 1Herzlich geliebte Geschwister, zuerst melde ich Euch den Heimgang Eurer lieben Mama2, sie entschlief Sonntag den 29. April 5 Uhr Morgens nach einen 10 wöchentlichen Krankenlager, besonders waren die letzten 5 Tage recht schwer. Sie erkrankte schon im Herbst, so dass sie schon längere Zeit das Bett hüten musste, wurde allmählig, aber wieder besser, so dass sie wieder, da sich die Kräfte wieder fanden, außer dem Bette sein konnte. Da aber, trotz ziemlich gutem Appetit fingen die Kräfte wieder an nachzulassen, auch spürte sie drücken auf der Brust, letzteres war der Anfang von Wassersucht3. Obwohl ihre Krankheit mehr Altersschwäche war, so hat doch S. 002 (links) die Wassersucht ihre große Beschwerde verursacht, ganz besonders dadurch dass sie durch dieselbe so sehr viel auf den Stuhl musste. Die letzten, ich glaube 5 Tage, waren besonders schwer gewesen. Freitagabend hatte sich der Todeskampf Eingestellt. Sie war aber bis an ihr Ende bei Besinnung geblieben, zuletzt hatte sie noch wieder auf den Stuhl verlangt, wobei Bartsch ihr den Kopf hielt, da hatte er gemerkt, dass der Atem sich an zu ändern fing, und so ist sie dann auch auf dem Stuhle gestorben. Obwohl sie nicht viel über ihren Seelenzustand sprechen möchte, so wissen wir doch, dass sie ihre Hoffnung auf das Blut Jesu setzte und also selig bei dem Herrn ist. Dienstag war Begräbnis, es war recht sehr groß, ich weiß nicht genau, aber ich glaube es waren gegen 70 Familien geladen, ich half sie auch zu Grabe tragen. Da ich Bartsch S. 002 (rechts) sagte, dass ich an Euch schreiben wollte |
so trug er mir auf Euch die Krankheit etwas ausführlich zu berichten, er wolle denn schon warten bis die Photographie fertig wäre und Euch dann gleich im ein Eqsemplar zu schicken. Emil Riesen von Chiwa war hier zum Besuch und da haben wir denn so manches und besonders von ihren dortigen Gemeindeverhältnis durchsprechen können. Ihre Lage ist dort, und ganz besonders Br4. W. Penner seine, unendlich schwer, denn seine Frau steht auch noch auf Epps Seite und dazu ist nun auch der neugewählte Lehrer J. Kopper auf Epps Seite getreten. Meiner Meinung nach sollten sie sich von Epps Partei trennen, aber da fühlen sie sich von ihrer Seite auch wieder zu schwach dazu, denn es sind unter ihnen nur ein paar ältere Familien und jüngeren S. 003 stehen wohl mehr, oder weniger leicht da. Auch in unserer Gemeinde ist viel Kampf, unsere Lehrer dringen immer mehr auf Entschiedenheit. Und Gottlob sie haben den größten Teil der Gemeinde auf ihrer Seite, und da wird dann die Kluft immer größer zwischen diesem Teil und dem, der noch dem Fleische ein gut Teil Raum geben will. Dieser Teil ist besonders in Orlof vertreten, wo dem Martens, obwohl außer der Gemeinde stehend, das Feuer zu schüren versteht. Da ich nun auch in den nächsten Tagen an Koppers zu schreiben gedenke, so werde ich da noch manches, was Euch von hier interessieren kann, schreiben, dass übrige werden Euch dann P. Hamms5 erzählen, die ja wills Gott zum Frühjahre zu Euch ziehen wollen. Herzlich grüßend verbleibe Euer Bruder Jacob Hamm6 |
[1] Willi Frese. Dieser Brief wurde von Jacob Hamm Jacob Hamm GRANDMA #111788, (1844-1911) an seine Geschwister geschrieben. Leider ist das Jahr in dem seine Mutter starb, nicht aufgeschrieben. |