Chortitza
Mennonitische Geschichte und Ahnenforschung
„Zions – Bote“ Von H. Janzen und Cornelius Dück
Zwei Berichte von H. Janzen, 1 Februar 1893, S. 4 aus Asien und von Cornelius Dück aus Gnadenthal in „Zions – Bote“ 10 Mai 1893, S. 4
Abgeschrieben (Kopie gotisch) von Elena Klassen (Email), alle ihre Berichte.
Bericht von H. Janzen, 1 Februar 1893, S. 4 Asien.
Der Winter war bis jetzt fast zu gelinde. Etwa sechs Tage hatten wir starken Frost, jetzt aber wieder schönes Wetter abwechselnd mit dunklen, nebligen Tagen. Es herrscht hier eine eigentümliche Krankheit unter Kindern, sowohl als auch Erwachsenen, welcher schon zwei Kinder erlegen sind; es ist roter, feiner Ausschlag und Halsschwellung.
H. Janzen
Bericht von Cornelius Dück aus Gnadenthal, Asien in „Zions – Bote“, 10 Mai 1893, S. 4 Asien.
Gnadenthal, am 9 März 1893.
Gott zum Gruß An alle Leser des „Zions-Bote.“Es sind bereits schon 10 Monate verflossen, seitdem ich den letzten Brief an den „Zions-Bote“ absandte, und es hat mich oft gemahnt, zu schreiben, habe aber meiner schwachen Gesundheit halber nicht gut können; bin auch noch schwach und abgemattet, jedoch etwas besser. Ich gehe jetzt bei meinem Heiland in einer besonderen Schule, d.h. außer meiner sonstigen Lähmung leide ich noch besonders und habe darin gelernt, einigermaßen, wie gütig der Heiland ist über mich, und ich recht viel vor andern Kranken voraus habe, denn während viele Kranke im Bette in Schmerzen und größtem Elend daliegen, und so mancher ohne Hoffnung des ewigen Lebens, so habe ich noch immer außer Bett sein dürfen und nicht besonders große Schmerzen, und über alles „einen festen Halt und Trost an meinem Heiland.“ Ha, wenn ich der großen Güte und Barmherzigkeit meines Heilandes nachdenke, so muß ich wohl aussprechen, wie von dem reichen Mann gesagt ist: „Ich lebe alle Tage herrlich und mit Freuden,“ finde aber doch, wenn ich mich bemesse, wie ich meinen Heiland noch immer so viel betrübe mit Unterlassungen und Übertretungen. Mein Streben und mein Gebet geht dahin, dass ich die wenigen Tage die der Herr mir noch fristet, da sein möchte, für mein und anderer Heil und zu meines Herrn Preise. Er, der Herr verhelfe mir dazu.
Der Gesundheitszustand hier ist, dem Herrn sei Dank, ziemlich gut. Auf geistigem Gebiet ist viel Arbeit, ist auch schon recht viel gearbeitet worden, und ist mein innigstes Sehnen: „Ach, dass doch der Morgen tagen möchte!“ Mein Trost soll Psalm 37, 7 sein. Im Abschluß des voriges Jahres sind einige Kinder gestorben und auch die junge Schwester Peter Pauls, geborene Anna A. Wiebe. Den 17. November wurde sie von einem Töchterchen entbunden, und nachdem sie anfing zu genesen, kam dieselbe Krankheit, woran die Kinder starben, dabei dicker Hals und Ausschlag und ging also den 7. Dezember heim.
Der Winter ist hier nicht sehr streng gewesen, nur wenige Tage bis 18 Grad R. Schnee hatten wir nicht viel. Ausgangs Februar war`s schon etwa 15 Grad warm und am 2. März wurde der Anfang mit Pflügen gemacht. Den 4. regnete es ziemlich und in der folgenden Nacht fiel etwa 4 Zoll dick Schnee, dass das Pflügen etwas verhindert wurde, jetzt ist es schönes Wetter.
Herzlichen Gruß an alle Zionspilger von Eurem Mitpilger Cornelius Dick