Chortitza
Mennonitische Geschichte und Ahnenforschung
Die 700 Jahre alte Saporischschja-Eiche
Aus dem Ukrainischen übersetzt, überarbeitet und eingesandt von Juri Roshko
Link zum Original-Artikel: Як зараз виглядає 700-річний Запорізький дуб
Der historische Kulturkomplex “700 Jahre alte Saporischschja-Eiche”, der sich im Stadtbezirk Dnipro, an der Kreuzung der Taras- Bulba-Straße und der Nikifor-Dejkun-Straße in Saporischschja befindet, funktioniert nach wie vor. Er wurde zum 10. Jahrestag der Unabhängigkeit der Ukraine im Jahr 2001 eröffnet und ist für die Öffentlichkeit zugänglich, sodass jedermann zu dieser historischen Stätte einen Spaziergang machen kann.
Die Eiche selbst sieht derzeit bedauerlich aus. Von dem einst mächtigen Baum blieben nur trockene Äste und der Stamm übrig. Niemand kennt das genaue Alter der Eiche, aber es ist bekannt, dass sie über 700 Jahre alt ist. Jeder, der schon einmal in der Nähe der Eiche war, kann ihre beeindruckenden Parameter feststellen. In den sieben Jahrhunderten hat ihr Stammumfang fast sieben Meter erreicht. Die weitverzweigte Krone war 43 Meter breit. Der Baum war 36 Meter hoch. Die Eiche ist in die Geschichte als Chortizaer Eiche eingegangen.
Der direkte Zugang zur Eiche ist heute gesperrt, um den Baum vor weiteren Schäden und Vandalen zu schützen. Rund um den Zaun sind schöne Bronzeskulpturen aufgestellt.
Im Jahr 1990 war die Eiche fast vollständig vertrocknet, nur ein Ast war noch lebensfähig. Experten glauben, dass der Grund für das Austrocknen der Eiche der extrem hohe Grundwasserspiegel sei. Seit 2002 sind verschiedene Fachleute mit Umweltschutzmaßnahmen beschäftigt: Metallmasten, die trockene Äste stützen, wurden installiert, der Boden, der zu sinken begonnen hatte, wurde verstärkt, und das Eichenholz wurde mit Konservierungsmitteln behandelt.
Um die Saporischschja-Eiche ranken sich viele Legenden. Der Legende nach sollen die Kosaken unter diesem Baum einen Brief an den türkischen Sultan geschrieben haben. Eine andere Legende besagt, dass sich Bohdan Chmelnyzky im Jahr 1648 unter der Saporischschja-Eiche ausruhte. Und hier ließen sich die ersten Mennoniten nieder. Ihre glückliche Ankunft in der neuen Heimat war Anlass für einen Dankgottesdienst, der ebenfalls hier abgehalten wurde.
Es gibt auch Gerüchte, dass Adolf Hitler befohlen hat, die Eiche zu fällen und in das Dresdner Museum zu bringen. Die Nazis konnten jedoch seinen Befehl nicht ausführen. Ein anderes Gerücht, das Franz Fröse in seinem Beitrag „Wovon die Chortizaer Eiche rauscht“ („Neues Leben“, Nr.4, 21. Januar 1987) angeführt hat, besagt, dass Hitler 1943 persönlich Saporischschja besucht habe, und auf dem Wege zum Flughafen Dnipropetrowsk in Ober-Chortiza eingekehrt sei. Er soll die alte Eiche bewundert und darauf befohlen haben, sie mit den Wurzeln auszugraben und nach Berlin vor die Reichskanzlei zu bringen. Die Eiche war jedoch so fest im Heimatboden verwurzelt, dass sie sich nicht ausgraben ließ.
Lange Zeit hatte die Saporischschja-Eiche einen eigenen Verwalter. Er war Nikifor Dejkun, der sein Leben der Pflege des Baumes widmete und sich darum bemühte, ihn in der ganzen Welt bekannt zu machen.